, (ebook german) Plenzdorf, Ulrich Die neuen Le 

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da und lie Charlie laufen. Zwei Tage spter war ich ber den Jordan, und ich Idiot sa
da und lie sie laufen und dachte blo daran, da ich das Boot jetzt allein
zurckbringen mute. Ich wei nicht, ob einer von euch schon mal ber Sterben
nachgedacht hat und das. Darber, da einer eines Tages einfach nicht mehr da ist,
nicht mehr anwesend, ab, weg, aus und vorbei, und zwar unwiderruflich. Ich hab eine
ganze Zeit oft darber nachgedacht, dann aber aufgegeben. Ich schaffte es einfach
nicht, mir vorzustellen, wie das sein soll, zum Beispiel im Sarg. Mir fielen nichts als
blde Sachen ein. Da ich im Sarg liege, es ist vllig dunkel, und es fngt an, mich
grauenhaft am Rcken zu jucken, und ich mu mich kratzen, weil ich sonst umkomme.
Aber es ist so eng, da ich die Arme nicht bewegen kann. Das ist schon der halbe Tod,
Leute, wer das kennt. Aber da war ich doch hchstens scheintot! Ich schaffte es
einfach nicht. Kann sein, wer das schafft, der ist schon halb tot, und ich Idiot dachte
wohl, da ich unsterblich war. Ich kann euch blo raten, Leute, das nie zu denken. Ich
kann euch blo raten, nie an ein Scheiboot oder was zu denken und sitzen zu bleiben,
wenn euch eine wegluft, an der euch was liegt. Jedenfalls, dieser Bootsmensch hatte
so gut wie die Wasserpolizei alarmiert, als ich endlich mit dem Boot kam. Aber er war
stumm vor Glck, da er seinen Kahn wiederhatte. Ich dachte: Der Mann vergit
diesen Tag auch nicht. Erst dachte ich, er wrde einen Riesenaufri machen. Ich nahm
schon die Fuste hoch. Ich war gerade in
der richtigen Stimmung. Diesen Tankwart zum Beispiel an der Sonntagstankstelle
hatte ich dermaen vollgenlt, da er nicht wieder wurde. Er wollte mir keinen
Kanister pumpen. Er war von dem Typ: Und-wer-bezahlt-mir-den-Kanister-wenn-er-
weg-ist? Mit solchen Leuten kann man nicht leben.
Zu Hause hngte ich meine nassen Sachen an den Nagel. Ich wute nicht, was ich
machen sollte. Ich wute einfach nicht, was ich machen sollte. Ich war am Boden wie
noch nie. Ich lie die M.S.-Jungs laufen. Ich tanzte, bis ich kochte, vielleicht zwei
Stunden, aber dann wute ich immer noch nicht, was ich machen sollte. Ich versuchte
es mit Schlafen. Ich wlzte mich ewig und drei Stunden auf dem ollen Sofa. Als ich
wach wurde, war drauen der dritte Weltkrieg ausgebrochen. Ein Panzerangriff oder
was. Ich jumpte von dem ollen Sofa und an die Tr, da tobte so ein Vieh mit
Raupenketten und Stahlschild genau auf mich zu. Ein Bulldozer. Hundertfnfzig PS.
Ich brllte schtzungsweise wie ein Idiot. Einen halben Meter vor mir kam er zum
Stehen, mit abgewrgtem Motor. Der Kerl da, der Fahrer, kam von seinem Bock.
Ohne eine Warnung setzte er mir eine rechte Gerade an, da ich zwei Meter in meine
Laube flog. Ich machte sofort eine Rolle rckwrts. Damit kommt man am schnellsten
wieder auf die Beine. Ich zog den Kopf ein zum Gegenangriff. Ich htte ihm einen
linken Haken angesetzt, da er nicht wieder geworden wre. Ich glaube, ich sagte noch
nicht, da ich ein echter Linkshnder war. Das war ungefhr das einzige, was Mutter
Wiebau mir nicht abgewhnen konnte. Sie machte alles mgliche, um es zu scharfen,
und ich Idiot machte auch noch mit. Bis ich anfing zu stottern und ins Bett zu machen.
An dem Punkt sagten die rzte stopp. Ich durfte wieder mit der Linken schreiben,
hrte auf zu stottern und wurde wieder trocken. Der ganze Erfolg war, da ich spter
mit der Rechten ganz gut zurechtkam, viel besser zum Beispiel als andere mit der
Linken. Aber die Linke lag doch immer vorn. Blo, dieser Panzerfahrer dachte gar
nicht daran, die Fuste hochzunehmen. Er war pltzlich selber kseweis, setzte sich
auf die Erde. Dann sagte er: 'ne Sekunde spter, und du warst ein Brei und ich im Zet.
Und ich hab drei Kinder. - Bist du wahnsinnig, hier noch zu wohnen? Der machte
Baufreiheit mit seinem Schrapper fr die nchsten Neubauten. Ich sah wahrscheinlich
ziemlich alt aus. Ich nuschelte: Ein paar Tage noch, und ich bin hier weg.
Soviel war mir in der Nacht klargeworden, da ich in Berlin nichts mehr zu bestellen
hatte. Ohne Charlie hatte ich da nichts mehr zu bestellen. Darauf lief es doch hinaus.
Zwar hatte sie mit der Ksserei angefangen. Aber langsam begriff ich, da ich
trotzdem zu weit gegangen war. Ich als Mann htte die bersicht behalten mssen. Er
sagte noch: Drei Tage noch. Bis nach Weihnachten. Dann ist Schlu, klar?! Dann
schwang er sich wieder auf seinen Panzer. Ich war zwar entschlossen, so schnell wie
mglich die Spritze fertigzumachen, aber drei Tage, das war knapp. Und blaumachen
wollte ich nicht. Ich wollte nicht noch im letzten Moment ein Risiko eingehen durch
Blaumachen, Zaremba wre doch glatt nach vierundzwanzig Stunden aufgetaucht und
htte nach dem Rechten geschnffelt. Oder Addi. Ich war immerhin sein grter
Erziehungserfolg. Ich wollte die Spritze fertigmachen, sie Addi auf den Tisch knallen
und dann abdampfen nach Mittenberg und von mir aus die Lehre zu Ende machen. So
weit war ich. Ich wei nicht, ob das einer versteht, Leute. Wahrscheinlich war mir
einfach blo mulmig wegen Weihnachten. Ich stand zwar nie besonders auf diesen
Weihnachtsklimbim und das. O du frhliche und Bumchen und Kuchen. Aber
mulmig war mir doch irgendwie. Wahrscheinlich ging ich auch deswegen gleich zur
Post, um zu sehen, ob im Schliefach was von Willi war. Sonst ging ich immer erst
nach Feierabend. Mir wurde sofort komisch, als im Schliefach ein Eilbrief von Willi
war. Ich ri ihn auf. Ich wurde nicht wieder. Der wichtigste Satz war ... mach mit mir,
was du willst. Ich hab es nicht ausgehalten. Ich hab deiner Mutter gesagt, wo du bist.
Da du dich nicht wunderst, wenn sie auftaucht. Der Brief war zwei Tage gegangen.
Ich wute, was ich zu tun hatte. Ich machte sofort kehrt. Wenn sie den Frhzug in
Mittenberg nahm, htte sie schon dasein mssen, Wegezeit eingerechnet. Folglich
hatte ich noch eine Chance bis zum Abendzug. Ich kaufte einen Armvoll Milchtten,
weil Milch am einfachsten satt macht, und schlo mich in der Laube ein. Ich verhngte
alle Fenster. Vorher machte ich drauen noch einen Zettel an: Bin gleich wieder da!
Im Fall aller Flle. Das konnte auch fr den nchsten blden Bulldozer gut sein, dachte
ich. Dann strzte ich mich auf meine Spritze. Ich fing an zu schuften wie irr, ich Idiot.
Am Montag, einen Tag vor Weihnachten, kam er nicht zur Arbeit. Wir waren nicht
besonders sauer deswegen. Es war unwahrscheinlich mild, und wir konnten den Tag
gut nutzen, aber wir hatten den Jahresplan lngst in der Tasche. Auerdem fehlte
Edgar das erste Mal, seit wir ihn wiedergeholt hatten.
Das war mein Glck, oder wie man das nennen soll. So ziemlich die einzige von
meinen Rechnungen, die aufging. Ich begreife zum Beispiel nicht mehr, warum ich
mit meiner Spritze so sicher war. Aber ich war tatschlich so sicher wie nie. Der
Gedanke mit der Hydraulik war so logisch wie nur was. Dieser Farbnebel beim
Spritzen kam durch die Druckluft. Fiel die weg und man brachte den ntigen Druck
ohne Luft, war das Ding gelaufen. Bld war blo, da ich auf die Art keine Zeit mehr
hatte, mir die ntige Dse anzufertigen. Ich mute bis Feierabend warten, am besten
bis es dunkel wurde, und dann die von Addi klauen. Addis Spritze lag abgeschrieben
unter unserem Salonwagen. Mein nchstes Problem war, die ntigen PS ranzuschaffen
fr die beiden Druckzylinder. Zum Glck hatte ich tatschlich einen E-Motor von gut
zwei PS auftreiben knnen. Den mute ich sogar noch drosseln. Ich wei nicht, ob
sich einer vorstellen kann, was zwei PS anrichten knnen, wenn sie losgelassen sind.
Vielleicht denkt auch einer, das Ganze war eine Spielerei oder was.
Hobbybeschftigung. Das ist Quatsch. Was Zaremba gesagt hatte, war richtig. Das
Ding wre eine echte Sensation gewesen, technisch und konomisch. Ungefhr in der
Art wie der Vorderradantrieb bei Autos seinerzeit, wenn einer wei, was das ist. An
sich sogar noch eine Stufe hher. Es konnte einen berhmt machen, jedenfalls in der [ Pobierz całość w formacie PDF ]
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